Liebe Mama,

es ist der Moment gekommen, in dem ich bereit bin, unsere Beziehung zu heilen. Ich wünsche mir, mein eigenes Leben in Harmonie zu leben und Frieden mit unserer Vergangenheit zu schließen.

Viele Jahre lang war mein verletztes kleines Mädchen voller Wut auf dich – gekränkt und distanziert. Mein Herz war überladen mit Kummer, Traurigkeit, Schmerz und großer Verbitterung. Deshalb habe ich mein Herz vor dir verschlossen, in der Hoffnung, dass es mir so leichter fallen würde.

Ich habe mich von dir entfernt, in dem Glauben, dass ich auch dem Schmerz entkommen könnte. Doch das Leid blieb. Ich fühlte mich weiterhin ungeliebt, so wie ich bin. Die Distanz brachte keine Erleichterung – ich fühlte mich weder glücklicher noch geliebter. Stattdessen zwang sie mich, immer weiter durch die Welt zu ziehen, auf der Suche nach Liebe und Anerkennung, die mir niemand wirklich geben konnte.

Jahrelang habe ich versucht, „durch Gutsein“ Liebe zu verdienen. In meinem Streben nach Akzeptanz und Anerkennung erlaubte ich anderen, meine Grenzen zu überschreiten. Ich hatte Angst, „Nein“ zu sagen. Jedes Mal, wenn ich zu mir selbst stand, fühlte ich mich von Schuldgefühlen überwältigt. Ich geriet in die Falle, es allen recht machen zu wollen, und verlor dabei mich selbst.

Doch mein Herz und meine Seele wurden immer wieder zu dir hingezogen, Mama.
Ich hatte große Angst, dir wieder näherzukommen. Gleichzeitig sehnte ich mich danach, dir nahe zu sein. Doch die Furcht vor einer erneuten Verletzung war lange Zeit stärker.

Heute entscheide ich mich für einen anderen Weg.
Heute wähle ich, das, was zwischen uns war, zu akzeptieren.
Heute verstehe ich, dass du mit dem, was dir zur Verfügung stand, alles getan hast, was du konntest.

Ich sehe dich als Mensch. Ich sehe deine Herausforderungen, deine Verletzungen, deine Traumata und deinen Schmerz. Und ich sehe auch deine Stärke – dass du trotz allem, was du durchgemacht hast, dich für mich entschieden hast. Du hast mir das Leben geschenkt. Neun Monate lang hast du während der Schwangerschaft jeden Tag „Ja“ zu mir gesagt.

Was für eine große Kraft, Mama. Was für ein großes Geschenk.
Heute erkenne ich das.
Heute verstehe ich das.
Heute, da ich selbst die Herausforderungen des Lebens erlebe und manchmal kaum Kraft habe, verstehe ich, wie viel es kostet, in solchen Momenten für andere da zu sein, obwohl man selbst kaum stehen kann.

Danke, Mama, für deine Stärke und für all das, was du mir dadurch gegeben hast.

Ich erkenne das verletzte kleine Mädchen in mir – es lebt in meinem Inneren, und ich lerne, ihm die Liebe und Akzeptanz zu geben, die ich damals nicht in der Form erhalten habe, wie ich sie mir gewünscht hätte. Heute entscheide ich mich bewusst, mein inneres Kind zu trösten und zu heilen. Ich möchte mich wieder mit dir verbinden, Mama, denn durch dich erneuere ich meine Verbindung zum Leben und zu meiner inneren Stärke.

Denn ich bin aus dir. Du bist in mir.
Ich bin nicht größer als du – du bist das Meer, und ich bin der Fluss, der aus dir entspringt.

Ich erwarte nicht, dass du dich veränderst, dass du das siehst oder mir Recht gibst.
Ich tue das für mich und für die, die nach mir kommen.
Ich respektiere dich – ich respektiere dich so, wie du bist.
Danke, dass du mir das Leben geschenkt hast.
Ich respektiere dein Leben, so wie es war. Ich respektiere deine Entscheidungen und deinen Weg. Sie gehören dir.
Das ist dein Schicksal.

Heute wähle ich mein eigenes Leben und nehme mein Schicksal an, so wie es ist.
Deine Lasten lasse ich bei dir – ich weiß, dass du mit all den Herausforderungen umgehen kannst, die du in deinem Leben gewählt hast. Ich bin klein, du bist groß. Ich bin dein Kind.

Bitte, Mama, segne mich, damit mein Leben leichter wird.
Segne mich, wenn ich meinem Herzen folge, wenn ich meine Träume verwirkliche, wenn ich mein Glück finde.

Ich verspreche dir, dass ich glücklich sein werde. Dass ich mich selbst lieben und mein Leben in vollen Zügen genießen kann.
Dass ich mich mit Menschen umgebe, die mich lieben, respektieren und mir meinen Platz geben.
Dass ich an mich glaube und mir bewusst bin, wie schön, talentiert und wundervoll ich bin.
Dass ich meine Träume mit Freude, Freiheit und Leidenschaft verwirkliche.
Dass ich in Fülle lebe und mich mit meinem inneren Wegweiser verbinde, um die besten Entscheidungen für mich zu treffen.

Ich nehme das Leben an.
Ich respektiere dich, Mama, und verneige mich mit Demut vor dir.
Du bist groß, und ich bin klein.

Ich bitte dich um die Erlaubnis, es anders zu machen.
Ich bin bereit, die Geschichte unserer Familie und unserer Nachkommen zu verändern.

In Liebe,
deine Tochter (dein Name)